Durch eine großartige Organisation, etwas Glück bei kurzfristiger Hüttenumbuchung und einer tollen, Generationen-übergreifenden Gruppe hatten wir eine wunderschöne fünftägige Skihochtour. Die Tour de Soleil führte uns kantons- und länderübergreifend von Realp im Urnerland über Schweizer und italienische Hütten ins Walliser Binntal durch die Lepontinischen Alpen.
Die ursprüngliche Tourenplanung der Urner Haute Route mussten wir leider aufgeben wegen der geringen Schneelage auf den Gletschern und Südhängen. Franziska und Maike fanden mit der Tour de Soleil eine tolle Alternative und schafften es, kurzfristig auf allen Hütten genug Plätze für uns neun zu reservieren. So trafen sie sich mit Dominik, Dieter, Woody, Günther, Elena, Lukas und mir am Samstag Vormittag in Realp. Nordseitig konnten wir direkt mit Skiern starten mit den Zustieg durchs Witenwasserental zur Rotondohütte. Am zweiten Tag wartete die längste Etappe auf uns: Nach dem Aufstieg über den Witenwasserengletscher zum gleichnamigen Pass fuhren wir ab ins Gerental, stiegen auf zum Passo di Rotondo und fuhren durch Felsen und Büsche ab zur schönen Capanna Piansecco, wo wir uns ein gemütliches Mittagessen gönnten. Auf der weiteren Querung nach Westen erwarteten uns noch einige Höhenmeter, bevor wir ins Val Bedretto abfuhren, wo Franziska glücklicherweise einen schneebedeckten Weg durch die Südhänge fand. Die letzten gut 300 Höhenmeter zur Capanna Corno Gries zogen sich bei zunehmendem Schneefall für alle, und wir waren froh auf der futuristisch aussehenden Hütte anzukommen. Diese gewann unser Rating sowohl kulinarisch als auch bei der Gemütlichkeit. Abends beobachteten wir einen Fuchs, welcher die vor der Hütte vergrabenen Essensreste sichtlich genoss.
Der dritte sonnige Tag führte uns vorbei am Griessee mit Staumauer und Windrädern, über den langgezogenen Griesgletscher, wo wir das „volle Besteck“ erstmals auspackten, also unsere gesamte Gletscherausrüstung mit Seil. Unser erster Gipfel der Tour war das Blinnenhorn, das mit 3374 m der höchsten Gipfel der Gegend ist. Die warmen Temperaturen machten uns im Aufstieg zu schaffen. Oben wurden wir belohnt mit einer fantastischen Rundum-Sicht zu eindrücklichen Gipfeln wie dem Finsteraarhorn, dem Monte Rosa Massiv, der Berninagruppe und vielen Gletschern wie dem nahen Rhonegletscher. Die Abfahrt durch schönen Schnee führte uns zur italienischen Rifugio Claudio e Bruno, die ehrenamtlich geführt wird. Franziska, Lukas und Elena nutzten ihre verbleibende Energie und die Zeit bis zum Abendessen für eine Nachmittagstour mit leichtem Gepäck in Richtung Mittlebärgpass.
Nach einer unruhigen Nacht in der spartanischen Hütte und einer Abfahrt auf hartgefrorenem Schnee zum Lago del Sabbione stiegen wir steil aufs Ofenhorn, das uns erneut eine tolle Aussicht und eine traumhafte ostseitige Abfahrt bescherte. Das Hohsandjoch führte uns zur Mittlenbärghütte, wo wir 9 der 18 vorhandenen Plätze belegten und ein letztes Mal „Schüsseli“ spielten. Die urige Hütte ohne fließendes Wasser erinnerte uns an ein Hüttenleben vor hundert Jahren. Die Hüttenwartin empfahl uns für den letzten Tag das Große Schinhorn, dessen letzte 50 hm wir zu Fuß erklommen, bevor wir mit 1400 hm Abfahrt nach Fäld belohnt wurden.
Zurück nach Realp ging es für uns mit dem Alpentaxi und dem Zug. Wir waren glücklich über fünf (bei den Bedingungen erstaunlich) tolle Tourentage im Hochgebirge mit einer harmonischen Gruppe und freuen uns bereits auf die nächste gemeinsame Unternehmung.
Vielen Dank, Franzi und Maike für die gelungene Tourenauswahl und sehr gute Führung!
Text von Johanna Winter, Fotos von Dieter Lindner