Die Wetteraussichten fürs lange Wochenende waren phenomenal, die 60cm Neuschnee (am 24.9. an der Totalphütte) waren schon wieder weg getaut. Barbara G., Claudia S., Alexander D. und Bruno S. sind mit dabei. Nach forschem Aufstieg über die Untere Sporaalpe zur Lindauer Hütte kamen wir noch vorm Küchenschluss an. Ein kleines 5-er Lager stand für uns bereit, mit Fensterblick auf das Drusentor. Die Hütte ist ausgebucht. Die kuschelige Enge im Wirtsraum hält sich zum Glück in Grenzen, da der alte Mulistall nicht mehr belegt wird. So hat jeder Übernachtungsgast auch einen Sitzplatz!
Nach dem Essen gehen wir hinaus, um die Hirsche brünfteln und kämpfen zu hören. Einzigartig!
Anspruchsvolle Bergwanderungen stehen auf dem Programm. Am Sonntagmorgen, 8.30 Uhr starteten fünf (in Alter und konditioneller Verfassung) höchst unterschiedliche Wandersleut mit dem Ziel: Zwei-Gipfel-Tour auf die Türme. Die Hirsche brünfteln schon wieder oder immer noch. Trotz guter Sicht vom Moränenweg auf den Porzalengawald sehen wir leider kein Tier. Bald sind wir in der Sonne, steigen auf kurze Hosen und T-Shirt um. Die Drusenfluhgruppe ragt als beeindruckende Kalksteinformation vor der Lindauer Hütte auf und steht uns vom Anfang der Wanderung an vor Augen. Während wir nur kurz durch die letzte Vegetationsstufe wandern, bilden bald Fels und Geröll unseren Untergrund. Als Aufstiegsweg wählten wir den Einstieg vom Drusentorweg am Kl. Sporaturm vorbei. Hier befindet sich in der Nähe auch das Bothaloch, ein Naturdenkmal. Im Sporatobel liegt sogar noch etwas Neuschnee. Ein Drahtseil (Achtung: z.T. locker) ist an der rechten Seite des Kars angebracht. Zusammen mit einer kleinen Familiengruppe, deren Kinder Spaß am Weg haben (der Gipfel ist nur für Erwachsene interessant), kommen wir nach 3,5 Stunden auf dem mittleren Turm an. Die Sicht ist sehr mystisch, da eine dünne Inversionsnebeldecke unter uns liegt. Unten ist die runzelige Sporaplatte sichtbar – eindrucksvoll. Die Mittagsrast gibts aber erst auf dem Großen Turm (2830m), also auf dahin.
Als Abstiegsweg wählen wir den Pfad durch den Sporatobel zum „Thiergarten“, um im Öfatobel zur Lindauer hinab zu laufen. Bruno legt einen tollen Salto hin, kurz vorm Kl. Sporaturm. Glücklicherweise ist nix passiert, ein paar Schrammen gehören dazu!? Steil geht der Pfad, nur mit Steinmännchen markiert, hinab. Begrenzt von senkrechten Felswänden. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man nach Stunden im Stein wieder auf Gras und Moose tritt, es federt gleich. Etwa 16:30 Uhr kommen wir zum Nachmittagskaffee an der Hütte an.
Es sind die letzten Tage der Wirtsfamilie Sprung, ab der Wintersaison starten neue Wirte. Leider merkten wir das sehr, denn die Wirte und Angestellten benötigen nach der Sommersaison dringend eine Pause. Die Stimmung war sehr angespannt, sicher ist das auch dem dort herrschenden Personalmangel zu zu schieben. Also gabs statt Kaiserschmarrn Buchweizenkuchen und Apfelstrudel. So, nun sind wir eingelaufen. Montag wollen wir die Sulzfluh erklimmen.
Pläne sind dazu da, geändert zu werden: Mich hatte derweil eine saftige Erkältung im Griff, Claudia spürte am Morgen die zwei Türme in den Knochen. Eine Gruppe, also Claudia, wollte allein die Hätaberger-Joch-Runde gehen. Sie bekam von uns die Karte und Weginstruktionen. Sie wollte die Ruhe geniessen!
Barbara, Alex, Bruno und ich blieben bei unserem Plan, die Sulzfluh zog uns an. 8 Uhr Abmarsch durch den Porzalengawald. An der Wegkreuzung Bilkengrat/Rachen gab es eine lustige Markierung: Am Vortag verlor jemand einen Waschlappen. Ein ansässiger Fuchs oder Marder fühlte seine Gewohnheitsrechte verletzt und markierte direkt auf dem Waschlappen. Wenn das keine Ansage ist! Erst steil durch die Latschen hinauf auf die „Bänke“. Mit jedem Schritt wird die Sicht besser, die Geissspitze wird immer kleiner. Nach dem Abzweig zum Gauerblickklettersteig gehts in den Rachen hinein. Teils über Felsstufen, später lästiger Schotter. Das härteste Stück ist der Ausstieg nach Osten aufs Karrenfeld. Uns kam ein Pärchen entgegen, auf dem Hintern rutschend. Wir meisterten diese Wege ohne Probleme, nur mit Schweiß.
Nach ca. 4h kamen wir freudestrahlend auf dem Gipfel der Sulzfluh (2818m) an. Sicht bis zur Erdkrümmung. Gemeinsam errieten wir die umliegenden Gipfel, Alex auch mit technischer Hilfe (Peakfinder). Nicht nur Bergwander- und KlettersteiggeherInnen, sondern auch zwei Mountainbiker kamen hoch. Sie trugen ihre Räder vom Gemschteltobel her! Das gibts sicher nicht so oft. Die Aufstiegsmühen haben sich gelohnt, rundum strahlende Gesichter. Der Gipfel gönnte und dank Windstille eine ausgiebige Rast.
Wir wählen den Abstiegsweg über das Karrenfeld zur Tilisuna und den Bilkengrat. Die Rundtour über Gemschteltobel, Carschinahütte, Drusentor wäre 1km weiter und hätte 150hm mehr. Faszinierend, die kalkigen kahlen Felsen und Steine, durch die jedes Regenwasser gleich nach unten durch sickert. Und wie abrupt der Übergang ins Grasland ist! Wir können uns von den weiten Blicken kaum trennen: Partnunsee, Tilisunasee, Gipfel ohne Ende. Der Kaffee ruft! An der Tilisunahütte ist es angenehm ruhig, die Sonne prasselt. Wir haben jedoch noch 2,5h Weg vor uns, deshalb genehmigen wir uns doch keinen Kaiserschmarrn. Also Kaffee, Apfelstrudel und Schorle.
Der Schwarzhornsattel macht mit seinem schwarzen Gestein seinem Namen alle Ehre. Von dort aus gehts 600hm auf schmalem Pfad in ständigen Serpentinen den Grat hinab. Das ist der ultimative Sonnenuntergangsabstieg! Wir genossen den Blick auf unsere Gipfel und gen Geissspitze. Wir freuten uns später über den Schatten, so heiß war es. Diese heutige Rundtour war landschaftlich sehr abwechslungsreich.
17:30 Uhr erreichten wir die Lindauer Hütte. Zeit für „Nase pudern“, chillen bis zum Abendessen.
Claudia kam wohl schon 16 Uhr an der Hütte an und berichtetet von einem sehr schönen abwechslungsreichen Wandertag. Besonders der Pfad zwischen Geissspitze und Hätaberger Joch hatte es ihr angetan: Die Alternativrunde zur Geissspitze (2334m), Hätaberger Joch, Schweizer Tor und Öfapass war die für mich passende Bergtour an diesem wieder traumhaften Bergtag, erlaubte sie doch Blicke auf den imposanten Drusenstock und bettete das Gipfelerlebnis vom Vortag in die umgebenden Bergformationen ein.
Ich merkte, dass ich meinen Geldbeutel auf dem Bilkengrat vergessen hatte. Barbara sagte mir zu, mir etwas zu Essen zu reservieren, denn 19 Uhr ist ja Küchenschluss. So stiefelte ich nochmal los, vom Adrenalin des möglichen Verlustes getrieben. Gemsen grasten, Birkhühner flogen auf, sie rechneten nicht mehr mit Wanderern. Und, es lag dort, wo wir die letzte Rast gemacht hatten. Der nächste Geldbeutel wird knallrot, damit er nicht mehr zu übersehen ist! So, das war die Bonusrunde. Dank Barbara erwartete mich auch 19:30 Uhr noch die Halbpension. Danke!!
Abends überlegten wir, welche der vielfältigen Abstiegsvarianten wir am Dienstag nehmen. Den Feiertagsrückflutstau wollten wir auf jeden Fall vermeiden. Es kamen auch ein paar Tourideen für 2024 zusammen, wir diskutierten das Ziel, bis 2030 als DAV klimaneutral zu werden ….
8:30Uhr gehen wir wieder voll bepackt los zum Latschätzer Höhenweg. Sehr idyllisch ist`s bei Wachter Deja und in Plazadels. Schon 11 Uhr kommen wir am Naturfreundehaus „Gauertalhaus“ an. Endlich: Kaiserschmarrn. Komisch, die Slakline über dem kleinen Teich wollte niemand ausprobieren…. Ein wunderschönes Bergwanderwochenende endet ……
Eine sonnenverwöhnte, warme Stimmung, befeuert von großartigen Erlebnissen am Berg und einer freudig-motivierten Wanderführerin trugen die Gruppe bis zum Schluss. Großer Dank für die Tourenauswahl und die sorgfältige Vorbereitung an Astrid Lux!
Vielen Dank an Claudia, für homöopathische Kügelchen und Vitamin C , Dank an Barbara für weitere Tempos!
Statistik:
Samstag: Aufstieg zur Lindauer Hütte T1/K1/700hm/7km/2,15h
Sonntag: Mittlerer und Großer Turm: T3/K2/1110hm/7km/5h
Montag Gruppe 1: Sulzfuh via Rachen, retour über Tilisuna T4/K3/1340hm/14km/7h
Montag Gruppe 2: Geissspitze-Hätaberger Joch – Öfaspass T3/K3/km/13km/1060hm/6h
Dienstag: Abstieg Latschätzer Höhenweg über Gauertalhaus T1/K1/110hm/780m Abstieg/8,5km/3h
Autor: A. Lux, Co-Autorin: Claudia Schlürmann