Schneeschuhtour Hoher Fraßen 12.3.2022

Seit Wochen Hochdruckwetter, eiskalte Nächte, sonnige Tage. Trocken, Neuschnee, das letzte Mal vor 3 Wochen. Es steht also nichts im Wege, die geländetechnisch anspruchsvolle Rundtour von Raggal (1015m) aus, über die Jagdhütte und Klesialpe auf den Hohen Fraßen (1979m) zu unternehmen. Abstieg über den Ostgrat und Nitzkopf. Der Hohe Fraßen ist der westlichste Gipfel des Lechquellgebirges, der Hausberg von Bludenz.

Etwa 8 Uhr stapften wir los. In Raggal waren noch die Bürgersteige hoch geklappt. Krankheitsbedingt ist unsere Gruppe etwas geschrumpft: Karin K., Marion S., Christiane S., Marco B. und Mirko G. sind mit von der Partie. Im Wald mit ungespurten Verbindungswegen und zahlreichen Forstwegen verfransten wir uns etwas im unberührten Winterwald. Auf den Tüchelbodenweg wollten wir gar nicht und stiegen dann querfeldein zur Jagdhütte hoch. 10:30 Uhr genossen wir das zweite Frühstück in der Sonne.

Breitensteinblick A. Lux

Durch uralten Tannenwald ging es weiter. Nun stand uns die Schlüsselstelle bevor: ein mind. 35° steiler Hang musste gequert werden, bevor wir zur Klesialpe kommen. Würde es helfen, wenn die schwersten Personen vorn gehen würden, hinten die leichtesten? Oder doch lieber umgedreht? Wie bricht man am wenigsten ein? Aber es wäre schon sehr indiskret, beim Start der Tour jeden nach seinem Gewicht zu fragen!? Die Schneeverhältnisse waren optimal: nicht verharscht, unberührt. Und eben LWS 1. Oben zogen wir uns die letzte vertretbare Schicht aus, denn die Sonne hat schon ganz schön Kraft. Der Klesialpkessel, begrenzt von der Klesiwand schien bis auf wenige Skispuren unberührt. In der Ferne grüßt Rote Wand.

Klesialpe A. Lux

Über freie Hänge stapften wir durch den sulzigen Schnee zum Grat. Die herrliche Sicht aufs Rätikon, Silveretta und bis zum Alpstein ließ uns verharren. Wir waren fasziniert von der Einsamkeit. Kein Mensch war auf unserer Tour unterwegs! Und wieder einmal kreiste ein Adler total gechillt über uns, ohne einen Flügelschlag.

Hoher Fraßen A. Lux

Am Gipfel genossen wir wieder eine ausgiebige Brotzeit, gekrönt vom Gipfel-Gutti: Honigwaffeln für alle. Es ist doch gut, in der Gruppe unterwegs zu sein: Ich sitze bei Pausen oft im Schneidersitz, mit den Schneeschuhen an den Füssen. Diesmal passierte es, dass sie sich verhakten! Beim Versuch, die Füße frei zu bekommen, geschüttelt vom Lachkrampf, rutschte ich vom Rucksack auf die vereiste Schneelage. Zum Glück hielt mich das Gipfelkreuz auf und Marco befreite mich von den Schneeschuhen. Danke! Unglaublich, aber wahr!

Hoher Fraßen Foto: M. Gutemann
Westgrat Hoher Fraßen Foto M. Gutemann

Wir nahmen den Gratweg hinab zum Nitzkopf, genossen die weite Sicht zum Walserkamm, zur Schesaplana und zum Alpstein. Die Tallagen unter 1200m wirkten winterlich braun. Es lag mittlerweile recht wenig Schnee, so dass wir manches Mal in unverhoffte Löcher einbrachen. Aber wir kamen heil und mit viel Gelächter am Nitzkopf an. Dort kamen uns 3 SkitourengeherInnen entgegen, die einzigste Begegnung auf der ganzen Tour! Steil bergab durch die Lawinenverbauungen, mal auf dem Weg, mal nur auf dem vermeintlichen Weg, kamen wir total entspannt und mit viel Wohlgefühl im stillen Raggal an. Inzwischen lief auch der Gafidura-Lift, es schein aber VIP-Betrieb zu sein. Manch einer träumte schon vom Montafoner Cordon Bleu im Gasthof Wallis, jedoch gab es am Nachmittag nur Pflaumenkuchen und Flädlesuppe, beides sehr gut.

Statistik: 1050hm, ca. 6h Gehzeit, K2/T4

Es hat viel Spaß gemacht, vielleicht gibt es noch die eine oder andere Tour in der Gemeinschafts-Schneeschuhgruppe. Aber hiermit ist die offizielle Schneeschuhsaison der Führungstouren beendet. Schee war`s!

Astrid L. 13.3.22