Bergtour Matona und Hoher Freschen 18.7.2020

Gäviser Höhe (Foto H. Braunbarth)

Diese Bergwanderung stand unter dem Motto „Alpwirtschaft“. Etwa 8 Uhr starteten Ute, Caroline, Sylke, Adelheid, Gabriele, Ralf, Hans, Hans-Dieter und ich am Gasthof in Baad Laterns. Wir stiegen südlich der Furkapassstr. gen Sackalpe hinauf, dann querten wir den Traum aller Motorradfahrer und wanderten über die Neugerachalpe auf den Sattel vorm Gehrenfalben. Die Sackalpe ist ein sogenanntes Maiensäß: Im Mai bis Mitte Juni und dann erst wieder September bis Oktober werden hier die Tiere geweidet und die Milch verarbeitet. Im Sommer, wenn die Tiere auf den nächsten 2 Höhenstufen (z.B. Untere und Obere Saluveralpe) weiden, werden auf dem Gelände der Maiensäße Heu gemacht. Die Neugerachalpe ist dann schon die erste Alpstufe für Früh- und Spätsommer.

Westlich des Gehrenfalben querten wir zur Gävisalpe (1746m). Satte Hochstaudenfluren beglückten unser Auge. Botanik ohne Ende! Im Bach an der Alpe konnten wir extrem würzige Brunnenkresse kosten. Auf der Gäviser Höhe (1788m) öffnete sich die Sicht gen Osten zur Sünser Spitze und Portlahorn. Die Matona ist unser erstes Gipfelziel! Gabriele nahm Kontakt mit den Einheimischen auf: den Kühen. Gute Beziehungen sind ja immer gut.

Erst der letzte Gipfelanstieg ist noch einmal steil, eine kleine Felsstufe muss man erklimmen, um auf das flache Krönchen der Matona (1998m) zu gelangen.

Gipfelrast Matona (Foto H. Braunbarth)

Bergastern, Mondraute, Orchideen, Mageriten, Traubensteinbrech, Schleierkraut, Nigritella… . Ein Steinbock grast unterhalb von uns ungestört. Er hat nur ein Horn – ist das dann ein Einhorn?

Steinbock – Einhorn (Foto: A. Lux)
Blick von Matona gen Osten (Foto A. Lux)

Nach unserer wohlverdienten Mittagsbrotzeit stiegen wir steil bergab Richtung Schusterstuhlsattel. Durch die vortägigen Regenfälle war es sehr schmierig. Gut gemacht ohne Abrutsche! Nördlich der Matona befindet sich eine interessante geologische Formation. Ein flacher schräger Felsen, scheinbar aus Kalkstein, unbewachsen. Er blättert immer wieder ab, er wird sozusagen durch jede Witterung erodiert und oberflächlich abgetragen. Ein schönes Bild.

Kalkfels gen Sünser Spitze (Foto A. Lux)

Beim Aufstieg zum Hohen Freschen (2004m) waren wir nicht mehr so allein, jedoch kam man noch nicht in „Grußdruck“. Von dieser Seite, Südseite, ist der Gipfel ein grasbewachsener Berg. Nach Norden fällt er steil ab. Leider konnten wir den Vallüra- und Binnelegrat nur einmal kurz sehen, denn eine Nebelwolke hing von Westen her am Gipfelkreuz. Kurz sahen wir den Bodensee – klare Sicht bis zum Horn und in den Überlinger See hinein. Manch eine/-r machte ein kleines Mittagsschläfchen. Andere zeigten sich gegenseitig die neuesten Dehnübungen.

Eingang der Freschenhöhle (Foto H. Braunbarth)

Hinab ging es den stark ausgetretenen Weg zum Freschenhaus. Wir schauten uns den Alpenbotanischen Garten an. Die Pfingstrosen blühten dort noch! Ralf suchte die Freschenhöhle. Der frei zugängliche Eingang ist oberhalb des Gartens. Er erkundete den Beginn mit Hilfe einer Stirnlampe. Sie ist wohl ca. 800m lang, innen muss man aber auch mal kriechen und kraxeln. Uns zog nun die Lust auf Kaffee zur angekündigten Alpsennerei Untere Saluveralpe (1565m). Die Obere Saluveralpe liegt unmittelbar unterm Freschenhaus, sie ist die oberste Staffel der Alp.

Es ist eine echte Alpwirtschaft: keinen Kaffee! Aber dafür riesige Käseteller aus eigener Herstellung und Linzer Torte, kalte Getränke. Zwei Kupferkessel stehen in der Sennerei, unter der Käsepresse liegen 6 Laib Käs im Järb, die heutige Produktion. Die Besonderheit des Voralberger Alpkäses: er wird mit echtem Kälbermagen hergestellt, also ein Stück getrockneter Labmagen bewirkt die Gerinnung der Milch. Nebenbei werden so die hiesigen Milchsäurebakterien mit eingebracht, die später die Reifung in die Wege leiten. Wir können uns auch Käse und Butter kaufen. Sogar Eier der Alphühner gibt es zu erwerben.

Die Alpwirtschaft bewirkt vieles: Erhalt der ökologischen Vielfalt, ernährungsphysiologisch hochwertige Lebensmittel, Erhalt der attraktiven Landschaft für uns als Touristen, da sonst weite Teile der Alpen unterhalb von 1800m verwalden würden. Es ist schade, dass das alles heute nicht mehr ohne staatliche Fördergelder geht.

Der Abstiegssteig ist noch einmal schön klein und wild bis zu traumhaft gelegenen Garnitzalpe. Auf einfachem Forstweg schlendern wir zum Parkplatz zurück.

Wir waren einen nette harmonische Gruppe, Danke an Euch alle! Besonders an Adelheid, die zu Besuch am Bodensee war und die Gelegenheit ergriff, endlich wieder einmal eine Bergtour zu machen.

Autor: Astrid Lux 21.7.2020