Eigentlich stand der Hochschereweg auf dem Programm – aber es kommt immer anders, als man denkt. Nur die harten kommen in den Garten und in die Berge: Von acht Anmeldungen blieben sechs dabei und wollten dem Wetter trotzen!
Eigentlich wollten wir der starken Sonneneinstrahlung vorbauen und nahmen 7:24Uhr den Bus ab Sonntag nach Buchboden. Also 5 Uhr Abfahrt in Überlingen (gefühlte Zeit 3:30Uhr). Sinnvoll war es trotzdem, denn ab Mittag waren Gewitter gemeldet. Wilma, Christiane, Andreas, Hans-Dieter, Bagoy und ich stiegen nach der Kessischlucht – herrlich türkisfarbenes Wasser tief unten – durch den Ischkarneiwald hinauf zur Unteren Ischkarneialpe. Eine ganz wilde wärmeliebende Flora fanden wir in dieser Kernzone des Biosphärenreservats vor, sogar Ilex und Eiben, herrliche Wiesen- und Hochstaudenfluren. Manche Hütten der Alpe wurden renoviert, die Sennerei hatte noch Saison. Die Transportseilbahn wird für den Milchtransport von der Oberen Ischkarneialpe herab genutzt. Eine Rast nutzten wir, um Christianes Liederbuch zu studieren und schon mal eines anzustimmen: Liederbuch des Schwäbischen Albvereins von 1952.
Nun machen die Wolken ganz dicht, Sichtweite max. 100m. Erst unmittelbar vorm Schadonapass fing es an zu tröpfeln. Der Schadonapass war vor dem Straßenbau Faschina-Damüls ein wichtiger Saumpfad in den Bregenzer Wald. Heute mutet der Pass uns nicht sehr spektakulär an. 11Uhr kamen wir auf der Biberacher Hütte (1849m) an, wir sind die ersten Gäste heute!
Wir stärkten uns wahlweise mit Pommes, Knödltris oder Suppe und beratschlagten, wie wir den Nachmittag verbringen können. Spielen, Kartenkunde, schlafen … . Glücklicherweise hörte es auf zu Regnen, es klarte sogar etwas auf. Damit das frühe Aufstehen nicht umsonst war, sattelten wir gg. 13Uhr unsere Rücksäcke und spazierten zur Litehütte. Nach ca. 550m stiegen wir teilweise weglos nördlich hinauf zum Rothorn. Über einen schmalen Grat erreichten wir die Gipfelwiese. Schafe fühlen sich hier oft wohl, so verschissen war es überall, nur ein paar Steine boten Sitzplätze. Leider konnten wir die Sicht von oben auf das umliegende Land nur per Panorama-App geniessen, aber schee wars trotzdem. Hans-Dieter gönnte sich sogar ein Nickerchen zwischen Brennesseln gebettet auf den Sitzsteinen. Allen schmeckte Brotzeit und die Gipfelschoki.
Gg. 17 Uhr trafen wir entspannt wieder an der Hütte ein. Wo sind unsere Hüttenschuhe? Wir gingen auf die Pirsch und hatten eine erfolgreiche Jagd.
Samstag: T3/K3/14,5km/1479hm/6,5h/585tm
Den Abend verbrachten wir ratschend und spielend. Die Biberacher Hütte gehört u.a. mit zur sogenannten Lechquellrunde, manche starten hier oder beenden ihre Tour hier. Bagoy erzählt viel Interessantes aus seiner alten Heimat Bulgarien. Er ist u.a. Nationalparkführer im Pirin-Gebirge. Christiane schwärmte von der Dresdner Spezialität „Eierschecke“. Am nächsten Donnerstag gibt es nun ein sogenanntes Nachtreffen im Bistro der Boulderhalle, denn wir müssen selbstverständlich testessen.
Am Sonntagmorgen tropfte es nur noch von den Dächern, der Nebel wallte mehr oder weniger stark. Ab 11Uhr war Starkregen, aber keine Gewitter angesagt. Also Alternativprogramm, denn die sogenannte Hochschere, der Übergang vom Gr. Walsertal gen Faschina ist ein alpiner ausgesetzter Steig. Bei Gewitter (die Gefahr hatten wir am Vortag) und auch bei starkem Regen (heute) ist das nicht ratsam. So wanderten wir den kleinen Pfad in Richtung Hochschere bis zur Oberlütalpe und stiegen von dort gen Buchboden ab. Bei fast jedem Schritt musste man aufpassen, keine Alpensalamander zu zertreten. Sie fühlen sich bei diesem Wetter pudelwohl. An der Unterlütalpe verkaufte uns der Senner sechs bis zwölf Monate alten Bergkäse, auf das die Rucksäcke nicht zu leicht werden. Mancher Bach schwoll durch den Regen an, der wirklich pünktlich 11Uhr anfing. Am Schluss noch eine schmale Stamm-Brücke und wir kamen 12:30Uhr in Buchboden an. Nachdem wir den Bus 14:35Uhr zurück nach Sonntag angemeldet hatten, kehrten wir genussvoll im Gasthaus Jäger ein. Auf der Klesenzaalpe fand wohl am Vormittag eine Bergmesse statt. Zitat eines Einheimischen: „Man verstand den Pfarrer kaum, so hat es geregnet!“
T2/K2/12km/360hm/4:10h/1340tm
Wir schauten uns noch kurz das Biosphärenparkhaus in Sonntag an. Unten ist die Dorfsennerei, oben Museum, Cafè, Touristinfo und Laden.
Im Großen Walsertal gibt es natürlich auch viel Tourismus. Jedoch kein größeres Winterskigebiet. Die Walser haben es geschafft, das Land weiterhin recht traditionell zu bewirtschaften. Der Biosphärenpark mit seinen drei Kernzonen verbindet nun Landkultur und die Bewahrung der Naturschätze miteinander. Hier kann man sicher im Sommer wie im Winter mal ein paar Tage verbringen.
Schön, dass Ihr dabei wart!
Dresdner Eierschecke ohne Boden und Historische Wanderführer des Schwäbischen Albvereins, z.T. von 1924: Wir liessen es uns schmecken und stöberten in der Geschichte. Danke, Christiane!
Autor: A. Lux