Im Herzen der Schweizer Alpen im Val Surses liegt das kleine Bergdorf Bivio inmitten einer atemberaubenden Landschaft mit majestätischen Gipfeln und unzähligen herrlichen Skitourenzielen. Dieses schöne Fleckchen Erde hat Frederik auserkoren für ein verlängertes Wochenende zum Skitourengehen vom 14. – 16. Februar.
Tag 1: Piz Campagnung 2.826 m
Nach einer schier endlosen und nervenaufreibenden Anfahrt wegen der vollgesperrten B 31 irgendwo vor Lindau aufgrund der schneebedeckten Fahrbahn, erreichen Annette, Britta und Priska den Ausgangspunkt erst am späten Vormittag. Dort warten Jan, Ela und Frederik bereits auf uns und haben auch schon ein Tourenziel für heute im Blick. Die Verhältnisse scheinen gut, es hat ein wenig gescheit und die Sonne schafft es schon ab und zu durch die Wolken.
Wir starten oben am Julierpass und steigen recht flach durch das Val d‘Agnel. Neben uns plätschert ein Bach, große Bachsteine säumen den Weg. Der Aufstieg ist kurzweilig und unschwierig, kurze steilere Passagen wechseln sich mit längeren flacheren Wegstrecken ab. Das Wetter ist nicht beständig – gerade noch nutzen wir das grandiose Bergpanorama für ein Fotoshooting vor blauem Himmel und Sonnenschein, plötzlich überrascht uns ein Schneeschauer und kalter Wind bläst uns ins Gesicht. Wir machen auf einer Anhöhe nochmal eine Rast, bevor es dann steiler wird und wir bei den Spitzkehren im tiefen Schnee versinken. Wir erreichen den Sattel und kurz darauf über einen Grat und einen kurzen Steilaufstieg den Gipfel des Piz Campagnung. Die ursprüngliche Idee war eine Abfahrt direkt nach Bivio, die tiefhängenden Wolken und das Schneegestöber lassen uns diese Pläne verwerfen, stattdessen folgen wir im Powder der Aufstiegsroute hinab und erreichen den Ausgangspunkt am Julierpass mit einem breiten Grinsen im Gesicht und bei strahlendem Sonnenschein. Ein Blick zurück zeigt, dass sich die Wolken ausgerechnet an dem Gipfel sammeln, den wir gerade bestiegen haben. Der klare Himmel über uns beschert uns dann noch einen ganz besonderen Anblick – über uns kreist ein Adler! Es ist ein großes Tier mit einer riesigen Spannweite, staunend beobachten wir, wie er majestätisch über uns seine Kreise zieht, bis er sich an die Bergflanke zurückzieht.








Wir fahren hinunter nach Bivio und checken im komfortablen Hotel Grischuna ein. Das gastfreundliche Hotel bietet uns ein komfortables 6er Zimmer, eine gute Küche, die wir später genießen werden, und einen Wellnessbereich mit Sauna, Whirlpool und Dampfbad, in dem wir nach dem langen Tag entspannen.
Tag 2: Piz Scalotta 2.992 m
Am nächsten Morgen ist keine Wolke am Himmel zu sehen, es verspricht ein schöner Tag zu werden. Heute ersparen wir uns die Anfahrt und starten direkt am Hotel. Unser Ziel ist der Hausberg des Ortes – der Piz Scalotta.
Wir starten direkt im Skigebiet und folgen zunächst dem schmalen Weg durch ein kurzes Waldstück. Danach folgt die Route kontinuierlich in konstanter Steilheit hinauf. Gemütlich steigen wir bergan, die Sonne wärmt vom azurblauen Himmel und wir genießen die atemberaubenden Ausblicke in die gigantische Bergkulisse. In der Vesperpause an einem Steinfeld haben wir den Gipfel bereits im Blick, doch der Weg zieht sich noch einige Zeit bequem ansteigend durch das Tal bis zum Gipfelanstieg. Hier heißt es Skidepot, denn auf dem Schutthang liegt zu wenig Schnee, wir stapfen ohne Ski durch den steinigen Hang die letzten knapp 100 Höhenmeter hinauf bis zum kleinen Gipfelkreuz. Die Aussicht ist grandios, wir werden mit einem 360° Fernblick belohnt – da sind die Aufstiegsmühen schnell vergessen. Auf dem Gipfel machen wir es uns für eine kurze Rast gemütlich – vis-a-vis thront der mächtige Gipfel des Piz Platta über dem Averstal. Für die Abfahrt wählen wir eine Variante. Durch guten Schnee und einige unverspurte Hänge fahren wir teilweise ein wenig abenteuerlich durch das Val Gronda. Dabei haben wir immer wieder die Zeit im Blick, denn wir müssen mit dem Bus zurück nach Bivio und der fährt nur alle Stunde. Doch wir geben alles und wedeln die schönen Hänge hinunter und kommen genau pünktlich zur Abfahrt an der Bushaltestelle in Stalveder an. Somit bleibt uns auch an diesem Nachmittag noch genug Zeit für einen Saunagang, um den Abend dann gemütlich und genüsslich beim Italiener nebenan ausklingen zu lassen.


Tag 3: Piz Turba 3.018 m
Auch der letzte Tag unseres verlängerten Wochenendes verspricht ein Traumtag zu werden. Auch heute früh ist der Himmel wolkenlos. Wir starten wieder direkt am Hotel, laufen mit den Skiern über der Schulter zum Lift und nutzen diesen für die Auffahrt zu unserem heutigen Startpunkt. Direkt hinter der Bergstation klettern wir eine kurze Steilstufe hinab und queren den Hang hinüber auf die andere Seite. Hier fellen wir an und los geht’s. Vor uns liegen heute nur ca. 500 Höhenmeter, doch wir werden dennoch lange unterwegs sein. Unterhalb der exponierten Flanken eines schrofigen Kamms steigen wir gemäßigt hinauf, zwischendurch gibt es ein paar kürzere Fellabfahrten. Über den Forcellinapass erreichen wir den mehrstufigen Gipfelanstieg, Die Spitzkehren an der ersten Stufe sind noch gemäßigt, die Flanke hinauf bis zum Grat ist dann einiges steiler. Wir steigen den kurzen Grat hinauf bis direkt unterhalb des Gipfelanstiegs. Hier heißt es wieder Skidepot, die luftige Felskletterei bis zum exponierten Gipfel erfordert ein wenig alpine Trittsicherheit und Gewandtheit. Statt des Gipfelkreuzes steht hier oben ein stattliches Steinmännchen, geziert von einer Edelweißblüte. Auch von hier haben wir wieder eine grandiose Aussicht auf ein fantastisches Bergpanorama. Es grüßt das Bergell, die eisgekrönten Häupter der Bernina und unter uns die beschauliche Walsersiedlung Juf in Avers. Doch wir verweilen nicht lange, vor uns liegt noch eine lange Abfahrt.




Bis zum Pass fahren wir auf gleicher Route zurück, von hier geht es dann in dem hügeligen Gelände in jungfräulich unverspurte Hänge. Am Himmel haben sich inzwischen ein paar Schleierwolken zusammengezogen, doch noch einmal haben wir auch eine Adlersichtung. Das Tier kreist wieder direkt über uns, bevor es ins nächste Tal hinabgleitet und wir uns in die lange und abenteuerliche Abfahrt stürzen. Wir genießen jeden Schwung, unberührte Hänge gibt es hier jede Menge. Bis wir die flache Querung ins Skigebiet erreichen – hier müssen wir uns mühsam vorankämpfen, der Schwung reicht nicht für die gesamte Querung. Dann nehmen wir die letzten Schwünge durch das Gelände hinunter bis ins Skigebiet, der letzte Schwung ist wie immer ein Einkehrschwung. In der Sonne sitzend lassen wir uns einen leckeren Kuchen und ein kühles Getränk schmecken.
Drei unvergessliche Tourentage liegen hinter uns. Wir haben uns hochgekämpft, sind hinab gewedelt, hatten viel Spaß und der Genuss kam auch nicht zu kurz. Bivio, Du siehst uns wieder und Frederik – Du auch! Vielen Dank für die Orga, die gute Tourenführung und die Entdeckung eines lohnenswerten und vielseitigen Tourenparadieses!
Autorin: Britta Norwat