Schon die Zeilen im Sommerprogramm machten das Bergtourenangebot von Hartmut am 20./21.09.19 neugierig: „Bergtour auf den markantesten Gipfel im Lechquellgebirge“. Hinzu kommt der Name des Gipfels „Rote Wand“. Wir hatten Wetterglück, es blieb beim angekündigten Termin. Mit Hartmut gingen 9 weitere Wanderfreunde Susi, Ingrid, Paula, Renate, Wilma, Gertrud, Henning, Hans-Dieter und Günther am Freitagnachmittag mit dem DAV- Bus und einem Privatwagen an den Arlberg. Die meisten Teilnehmer kannten das Gipfelziel noch nicht. Und so waren wir schon unglaublich beeindruckt, als wir am Parkplatz, unterhalb der Freiburger Hütte und mit freiem Blick auf den mächtigen, senkrecht aufsteigenden Bergrücken der Roten Wand ankamen.
Wir marschierten gut gepackt über herrlichem Pfad, am ruhig im Tal liegenden Formarinsee vorbei hinauf zur Freiburger Hütte (1918 m). „Wenn es etwas wärmer wär, würd ich doch gleich zum Schwimmen in den See springen“, war etwas wehmütig von Wilma zu hören. Sie wär wahrscheinlich nicht die Einzige geblieben… Die Hütte lag bei der Ankunft noch für eine ganze Zeit in schöner Abendstimmung, bei klarer Sicht in die weite Bergwelt. Vom Personal wurden wir super freundlich und professionell aufgenommen und entsprechend reibungslos verlief der Quartierbezug im Matratzenlager für 9 Schlafplätze. 1 Platz wurde im Mehrbettzimmer belegt. Wir fühlten uns sofort wohl, das Lager war neu renoviert, zwischen den Schlafplätzen sind kleine Ablagen für Uhr oder Handy usw. eingerichtet, so dass für Jeden wirklich ein schöner Schlafplatz vorhanden war.
Doch zunächst ging es in die gemütliche Gaststube, wir konnten aus einer schönen Abendkarte oder die Halbpension mit Hackbraten, Beilage, Suppe und Salat wählen. Sogar ein Dessert oder alternativ ein Schnäpsle wurde geboten. Einige genossen die Kaspressknödel mit Kraut und Salat. Die Küche zeichnet sich durch heimische Produkte und soweit möglich aus biologischem Anbau aus. Das Küchenteam verwöhnte uns auch mit einem reichhaltigen, bunten Frühstücksbuffet.
Um 8 Uhr waren wir alle zur Tour zum imposanten Berggipfel startklar. Wir gingen zunächst nochmals zum Parkplatz zurück, um die zur Übernachtung notwendigen Sachen am Fahrzeug ablegen zu können. Von dort ging es dann ziemlich stetig und steil bergauf. Obwohl die Luft von der Abkühlung der Nacht anfangs noch recht kühl war, wurde uns beim Aufstieg gleich warm und wir konnten die Jacken ablegen. Schon bald durften wir auch in der im Süd-Osthang hereinstrahlenden Morgensonne den Aufstieg genießen. Die Sicht in alle Richtungen war völlig frei und klar, ein Bilderbuchtag in den Bergen. Nach den ersten ca. 200 Höhenmetern folgte eine sanft ansteigende Fläche, einige kleine Seen lagen ruhig in Vertiefungen, Murmeltiere meldeten sich aus der Ferne und wir kamen langsam in Höhen mit blankem Geröll und Fels, immer näher zum Fuße der Roten Wand. Plötzlich war ein Klicken zu hören, das von der Felswand her kam. Waren dort vielleicht Kletterer mit ihrer Ausrüstung, den Haken usw.? Doch plötzlich erkannten wir Steinböcke, die am sonnigen Südhang ihre Hörner aufeinander stießen; die Brunftzeit hat wohl dieses Gerangel ausgelöst. In genüsslicher Ruhe ästen daneben die weiblichen Tiere oder ruhten im von der Sonne aufgewärmten Geröll. Ein herrliches Schauspiel.
Der Pfad führte über den Sattel am südlichen Teil des Bergrückens und wir blickten erstmals in die weite Gebirgslandschaft nördlich des Berges. Eine erste kurze Rast an diesem herrlichen Aussichtspunkt war fällig. Danach ging es auf der Nordseite auf schmalem Pfad über Schuttflächen und ausgewaschene Wassergräben. Es folgte, einige Meter mit starkem Drahtseil gesichert, ein steiler Anstieg Richtung Vorgipfel, im Hintergrund dann der Gipfel auf 2.704 m. Den Vorgipfel erreichten wir zur Mittagszeit und die wohlverdiente Pause mit Vesper und herrlicher Aussicht wurde dort eingelegt. Wir beobachteten die anderen Tourengeher in Richtung Gipfel bzw. von dort kommend und erkannten, dass der Gipfelgrat sowohl gute Trittsicherheit, Kondition und leichtes Klettern abverlangt. Darin lag natürlich auch eine Herausforderung, und Hartmut überließ uns die Entscheidung, wer zum Gipfel mitgeht. Während 2 von uns am Vorgipfel die Rast ausdehnten und auf die zwischengelagerten Rucksäcke aufpassten, gingen 8 zum Gipfel. Alles ging gut, und Paula schrieb einen Gruß der Wandergruppe vom Bodensee ins Gipfelbuch. Wir wurden mit grandiosem Ausblick belohnt. Zugspitze (?), die Silvretta, die Berninagruppe, Piz Kesch, Vorab, Sardona, Tödi, Glärnisch konnten wir erblicken, die Gletscher strahlten uns förmlich an. Die Profis unter uns, insbesondere Hartmut und Renate, erläuterten uns, wo welcher Gipfel im weiten Panorama heraus ragt.
Am Spätnachmittag kamen wir alle wohlbehalten, erfüllt mit wunderbaren Eindrücken und im unteren Wegteil umgeben von herrlichen, noch blühenden Blumen vorbei, zu unseren Fahrzeugen. Mit dem Dank an den verlässlichen Bergführer Hartmut, gleichzeitig auch Fahrer unseres DAV-Busses und Wilma für ihre Fahrt, folgte die obligatorische Abrechnung und Verabschiedung. Es war wieder einmal schön in den Bergen, und die Vorfreude auf neue Touren im neuen Jahr war uns allen anzumerken.
Text von Günther Former, Bilder von Günther Former und Hartmut Bielefeldt