Die erste Hochtour des Jahres stand für das Wochenende 13./14.7 auf dem Programm und sollte uns in die Glarner Alpen führen.
Der Clariden, 3267 m hoch, und trotz schwindender Gletscher immer noch ein ideales und prachtvolles Ziel für eine moderate Genusstour sollte die erste Hochtour des DAV Überlingen im Jahre 2024 werden.
Ausgesucht, ins Programm gestellt und geführt von Hartmut Bielefeldt, dem es oblag, eine bunt gemischte Gruppe durch die Berge zu führen. Der gemeinsame Nenner war zunächst nur, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum ersten Mal auf einer Hochtour des Überlinger DAV dabei waren und sich auch vorher untereinander nicht kannten. Allen gemeinsam war aber die Begeisterung für gemeinsame Hochtouren und die Bergwelt schlechthin.
In einer kleinen Tour de Linzgau sammelte Hartmut am frühen Samstagmorgen die Gruppe nach und nach ein. Gleich vorneweg ein großes Dankeschön an Hartmut für seinen Abhol- und Bringservice, einmalig. Von Friedrichshafen kommend gab es Station in Leimbach, hier stieg Markus zu, Raphaela wartete in Bermatingen, Karl – Heinz in Oberuhldingen und Karin, eigentlich in Herdwangen zuhause, stieg in Überlingen zu.
Lange hatte es im Vorfeld danach ausgesehen, dass auch dieses Wochenende nicht von gutem Bergwetter gesegnet sein würde, wie schon den ganzen bisherigen Sommer. Viele Tage vorher hieß es Wetter beobachten, abwarten und auf eine stabile Wetterlage hoffen.
Rasch ging es von Überlingen über Schaffhausen, Zürich und Glarus bis ins Glarnerland. Unser Ausgangspunkt war die Bahn zum Fisetengrat am Urnerboden unterhalb des Klausenpasses.
Mit der Seilbahn zum Fisetenpass sparten wir uns zunächst 600 Hm Aufstieg zu Fuß. Unser Ziel für den Tag, die Claridenhütte, 2453 m hoch gelegen, bescherte uns ab dem Fisetenpass ohnehin noch weitere 600 Höhenmeter und 3 Stunden Gehzeit, die wir mehr oder weniger schweigend in Nebel und anhaltendem Regen hinter uns brachten. Den ursprünglichen Plan, die Claridenhütte über das Gemsfairenjoch und gewürzt mit einer Besteigung des Gemsfairenstocks zu erreichen, hatten wir angesichts der schlechten Wetterlage aufgegeben. Der schnellstmögliche Anstieg sollte es heute werden.
Am späten Nachmittag endlich ein wenig Aufhellung und Wolkenlücken mit Sonne. Das gab uns Gelegenheit, Spaltenbergung am Felsen zu üben, sich kennenzulernen und die Gruppendynamik und den Teamspirit aufzubauen. Unsere beiden Mädels Raphaela und Karin zeigten sich dabei fit und motiviert, in Theorie und Praxis. Ein gutes Omen für den kommenden Tag.
Am nächsten Tag dann der Clariden. Einen wunderschönen Bergtag mit Bilderbuchwetter und traumhaftem Panorama sollte uns der Clariden bescheren.
Abmarsch an der Hütte um 6:30 Uhr, Gemsfairenstock, Bocktschingel und Clariden zeigten sich von ihrer besten Seite. Über allen thront aber der König der Glarner, der Tödi, 3614 m, heute zeigt er sich fast wolkenfrei. Bis zum Beginn des Gletschers, dem Claridenfirn, waren wir eine knappe Stunde unterwegs. Dann hieß es Anseilen, die Reihenfolge in der Seilschaft festlegen, Ausrüstung überprüfen und losgehen. Die Wahl des Seilersten oder besser gesagt der Seilersten fiel auf Raphaela, die uns souverän und ohne Zwischenfälle in idealem Tempo über den Gletscher zum Claridengipfel manövrierte. Eine Trasse war zwar schon gelegt und andere Seilschaften waren uns voraus, aber es bedarf trotzdem immer umsichtigen Gehens um die möglichen Gefahren, sprich einen Spaltensturz oder ein Abrutschen in den steileren Firnpassagen zu vermeiden. Wir hatten bis zum Gipfel immer Firn und Sulzschnee unter den Füßen. Blankeis war nicht angesagt, trotzdem taten die Steigeisen gute Dienste.
Gipfelankunft und Rast gegen 10:00 Uhr. Wir waren nicht allein an diesem schönen Tag auf dem Gipfel. Sowohl von der Claridenhütte als auch vom Klausenpass aus erreichten bestimmt an die hundert Bergsteigerinnen und Bergsteiger den Gipfel an diesem schönen Sonntag.
Unser Abstieg führte dann über den Westgrat in leichter Kletterei zum Clariden Vorgipfel, bekannt vor allem den versierten Skitourengehern. Bis zum Vorgipfel führt die Paradeskitour vom Klausenpass kommend bei guten Verhältnissen. Noch vor wenigen Jahren reichte der Gletscher noch bis zu diesem Vorgipfel. Heute hat er sich so weit zurückgezogen, dass sich der Gipfelaufschwung nur noch als Schutthalde präsentiert, zumindest im Sommer und Herbst. Auch von dem einst berühmt berüchtigten Iswandli, einer Eispassage im unteren Teil des Abstieges ist heutzutage nichts mehr vorhanden. Abgeschmolzen, abgeflacht, eingeebnet und planiert, nur noch Schneereste sind übrig.
Auf Höhe des ehemaligen Iswandli endet der Gletscher und wir konnten uns unserer Gerätschaften entledigen. Nach einer kurzen sonnigen Rast nahmen wir dann die letzten 800 Höhenmeter Abstieg in Angriff. Nach 8 bis 9 Stunden Gehzeit endete unsere wunderschöne Hochtour am Klausenpass. Alle haben die herrliche Tour unter Hartmuts souveräner Führung genossen und freuen sich bereits auf eine weitere Hochtour mit Hartmut und/oder dem Überlinger DAV.
Bericht: Karl-Heinz Schmid
Fotos: Raphaela Berendt, Hartmut Bielefeldt