Nach 5 Jahren in der Telemarknationalmannschaft ist es jetzt so weit, dass meine Zeit bei den Junioren vorbei ist. Beim Telemarken zählen wie beim Alpinen Skifahren alle zwischen 16 und 20 zu den Junioren und können jährlich bei Junioren Weltmeisterschaften teilnehmen. Die „normalen“ Weltcups“ und Weltmeisterschaften (zweijähriger Rhythmus) sind für alle ab 16 offen.
Meine letzte JWM fand vom 08. bis 11. März 2022 in Mürren im Berner Oberland statt. Dort bin ich 2018 bereits bei meiner ersten JWM gestartet. Pandemiebedingt fanden in meiner Juniorenzeit jedoch nur 4 JWMs statt. Neben Mürren (Schweiz,2018 & 2022) dienten Krvavec (Slowenien, 2019) und Melchsee-Frutt (Schweiz, 2021) als Austragungsorte. Die Saison 2020 musste leider vorzeitig abgebrochen werden, was uns unsere heiß ersehnte JWM kostete.
Dieses Jahr konnte ich meine sehr guten Ergebnisse aus den Vorjahren leider nicht ganz wiederholen. 2018 noch ganz frisch dabei, musste ich durch einen Magen-Darm-Infekt einige Wettkämpfe aus dem Bett beobachten. 2019 in Krvavec war dann wieder alles offen und ich war mit drei Medaillen, etwas überrumpelt, erfolgreichste Juniorin. Nach einem Jahr Ausfall und einer weiteren, sehr verworrenen und schwierigen Saison 2021 konnte ich in Melchsee erneut zwei Medaillen sammeln.
Dieses Jahr war dann der Druck doch etwas höher. Ich, nun der älteste Jahrgang und schon mit zwei Silbernen und drei Bronze-Medaillen im Gepäck und dann auch noch an einem Ort, den man ja schon kennt… Aber das alles mit einem sehr starken Juniorinnenfeld mit vielen Französinnen und Norwegerinnen, die die letzen Monate einfach besser trainieren konnten als ich.
Leider lag das Glück in diesem Jahr dann doch bei den anderen. Und ich musste mich in allen drei Einzeldisziplinen geschlagen geben. In der längsten und ausdauerndsten Disziplin, dem Classic habe ich mein Skigefühl nicht gefunden und wurde neunte. Am Tag drauf, dem Sprint, der in zwei Durchgängen ausgefahren wird, wurde ich fünfte. Meine skifahrerische Leistung war zurück aber da es beim Telemarken um mehr als nur das Fahren ging, kostete mich mein unzureichend weiter Sprung im ersten Lauf drei Penaltys (Strafsekunden), ohne die ich es auf den dritten Platz hätte schaffen können. Am letzten Wettkampftag standen sowohl der Parallel Sprint als auch der Team Parallel an. Als sechste der Qualifikation musste ich im Achtelfinale gegen die Siegerin der beiden vorangegangenen Tage ran (diese hatte sich durch einen Fehler nur als 11. qualifiziert). Direkt hier musste ich mich ihr knapp geschlagen geben und das Rennen war aus für mich.
Jetzt stand nur noch der Team Parallel an. Im vergangenen Jahr konnten wir hierfür kein Deutsches Team aufstellen, da wir verletzungsbedingt keinen männlichen Junior hatten. Dieses Jahr klappte das. Fünf Nationen konnten ein Team stellen. Durch den Stand in der Nationenwertung waren wir auf dem vierten Platz gesetzt und mussten gegen Großbritannien den Einzug ins Halbfinale ausfahren. Frankreich, Schweiz und Norwegen waren direkt gesetzt. Nachdem wir uns im Halbfinale gegen die dominierenden späteren Sieger Frankreich geschlagen geben mussten, gewannen wir anschließend das kleine Finale gegen die Schweiz und konnten am Ende die Bronzemedaille gewinnen.
Das war ein großartiger Erfolg für das ganze Team und glättete meine Unzufriedenheit aus den Einzelwettkämpfen. Besonders deshalb, weil so niemand leer ausging und wir alle einen Anteil an dieser Medaille hatten. Für mich ist es somit noch ein sehr freudiger Abschluss meiner Juniorenlaufbahn geworden! Meine letzten Rennen als Juniorin bestreite ich dann kommende Woche beim Weltcupfinale in Krvavec (Slowenien) und am 27. März 2022 bei den Deutschen Meisterschaften im Kleinwalsertal.
Anne Keßler 14.3.2022
Anmerkung der Redaktion: Anne Keßler hat hier im DAV Überlingen das Skifahren gelernt, ist aus unserer Skirennmannschaft in den Landes- und nun in den Bundeskader aufgestiegen. Anne startet natürlich weiter für den DAV Überlingen, derzeit als einzige Läuferin auf internationalen Rennen und vertritt die Sektion im DSV.