Schaut man vom Überlinger See nach Südwesten, sieht man bei gutem Wetter eine markante Felswand hinter der Fährlinie Meersburg/Staad: die Rote Wand. Mit 2704 Metern hat sie den zweithöchsten Gipfel des Lechquellengebirges (nach der Großen Wildgrubenspitze mit 2753 Metern) und hat insbesondere auf der Südseite eine charakteristisch rot gefärbte Kalksteinschicht, die ihr den Namen gibt. Auf der Spitze belohnt ein fabelhafter Rundblick auf die Vorarlberger, Tiroler und Schweizer Berge sowie auf unseren Start- und Zielort, den Formarinsee.
Der Bergwetterbericht versprach für unsere Tour am Samstag, 24. August 2024, hochsommerliches Wetter – und dieses Versprechen wurde eingelöst. Beste Voraussetzungen für eine tolle Bergtour!
Nicht nur wegen der hohen Temperaturen starten wir bereits um 5 Uhr in der Frühe in Überlingen, sondern auch, um die Mautstraße zwischen Lech und Formarinsee rechtzeitig vor der täglichen Sperrung ab 8 Uhr noch passieren zu können.
Und so starteten wir um kurz nach 8 Uhr bei angenehmen Temperaturen vom Wanderparkplatz am Formariensee auf knapp 1900 Metern Höhe: Andrea, Karl-Heinz, Linda, Maria, Mirko, Sophia, Ursula und Wilma mit unserem Wanderleiter Siggi.
Auf der Südseite der Roten Wand ging es zunächst zum Joch zwischen Rothorn und Roter Wand hinauf. Beim Blick zurück zeigte sich der Formarinsee mit spiegelglatter Oberfläche, darüber die Freiburger Hütte in den Strahlen der Morgensonne und dahinter die Gipfel des Rätikon wie die Sulzfluh und der Große Turm.
Mindestens so beindruckend, wie der Blick auf die Bergwelt war die Beobachtung der Steinböcke. In der Gegend soll eine der größten Steinbockkolonien mit rund 400 Tieren leben und tatsächlich kletterten auf der Südseite der Roten Wand rund 40-50 Steinböcke mit Jungtieren auf den Felsen entlang und liefen nicht weit oberhalb von uns. Am Joch angekommen schauten sie aus einigen Metern Entfernung auf uns herab, wie wir schließlich an der Westflanke der Roten Wand entlang zum Oberen Sättele stiefelten.
An der Nordwestseite der Roten Wand mussten wir ein kleines Schneefeld umgehen, das sich geschützt in einer Felsrinne bis in den August hineingerettet hatte. Bis zum Vorgipfel auf rund 2600 Metern ging es dann steil hoch, richtig anspruchsvoll wurde es allerdings erst auf den letzten hundert Höhenmetern mit ausgesetzten Stellen und leichten Kletterübungen. Puuh, welche eine Belohnung, als wir am Gipfelkreuz der Roten Wand ankamen und den tollen Rundblick auf die Berge Vorarlbergs, Tirols und der Schweiz genießen konnten. Auch unseren Start- und Zielpunkt, den Formarinsee, hatten wir von hieraus gut im Blick und war Ansporn, die 1200 Höhenmeter des Rückwegs in Angriff zu nehmen.
Erfrischender und verdienter Abschluss dieser anspruchsvollen Tour: der Sprung ins kühle Nass des Formariensees!
Bericht: Mirko Gutemann