Schneeschuhwochenende im Rätikon 1.-3.März 2024

Sulzfluh Foto M.Gutemann

Die Königsetappe unseres Schneeschuhwochenendes vom 1.-3. März im Rätikon war der Aufstieg zur Sulzfluh. 2818 Meter ragt der markante Gipfel in die Höhe und bot uns rundum einen traumhaften Blick ins Rätikon und weit darüber hinaus! Dieser Ausblick war eine angemessene Entschädigung für den strapaziösen Aufstieg: 1200 Höhenmeter auf 4 Kilometer Wegstrecke, steile Passagen mit Triebschnee und wenig Grip für die Schneeschuhe sowie starker und böiger Gegenwind waren die Herausforderungen vor dieser aussichtsreichen Belohnung.

Aber der Reihe nach! Unsere kleine Wandergruppe mit Astrid, Andreas, Martin, Mirko und Ralf war am Freitagmorgen mit dem Vereinsbus in Überlingen aufgebrochen. Der Scheibenwischer war im Dauereinsatz, aber die Wettervorhersage versprach ab 10 Uhr nachlassenden Regen. Um diese Zeit ein wenig zu überbrücken, frühstückten wir kurz vor unserem eigentlichen Startpunkt in einer Bäckerei. Davon ließ sich der Wettergott aber nicht beeindrucken und somit kam die Regenkleidung für den Start ins Schneeeschuhwochenende zum Einsatz. Am Parkplatz in Latschau (1000m) schnürten wir unsere Schneeschuhe mangels Schnee auf den Rucksack, erst auf rund 1250 Höhenmetern konnten wir die Schneeschuhe für ihren eigentlichen Verwendungszweck nutzen. Auf dieser Höhe ging auch der Regen in Schneefall über. Kurz vor der Mittagszeit kamen wir an unserem „Basislager“ für dieses Wochenende an: der Lindauer Hütte (1744m).

Zur Geisspitze Foto M.Spiess

Nach einem Mittagsimbiss wurde es ernst: Die erste Tour von der Lindauer Hütte sollte zur nahegelegenen Geißspitze (2334m) führen. Angesichts tief hängender Wolken und Nebels war von den Bergspitzen der Umgebung kaum etwas zu sehen. An der Oberen Sporaalpe vorbei stiegen wir Meter für Meter aufwärts. Aber rund 200 Höhenmeter unter dem Gipfel entschieden wir uns angesichts der Schneeverhältnisse und der schlechten Sicht zur Umkehr. Die gewonnene Zeit investierten wir jedoch weiter unten am Berg in den Bau von zwei Schneemännern mit Karottennasen und Lakritzbonbonaugen.

Traumwetter dann am nächsten Tag für unsere Königsetappe zur Sulzfluh. Los ging es beschwingt durch den märchenhaft verschneiten Porzalengawald, der direkt an die Lindauer Hütte angrenzt. Herrlich leicht war der Einstieg in die Tour – aber es ging auch 120 Höhenmeter bergab. Und somit summierte sich der Aufstieg auf die Sulzfluh auf rund 1200 Höhenmeter, verteilt auf nur vier Kilometer Wegstrecke. Hinauf ging es über die Hochebene „Auf den Bänken“ und durch den „Rachen“ an der Kleinen Sulzfluh entlang auf den 2818 Meter hohen Gipfel. Schon von weitem konnten wir das Gipfelkreuz sehen, das im Föhnwetter zum Greifen nah erscheint. Doch der Höhenmesser unserer Sportuhren belehrt uns immer wieder eines Besseren. Umso schöner ist es, also wir endlich mit vielen anderen Skitourengehern ganz oben sind, uns vom starken Wind durchpusten lassen und den Ausblick nach Süden in die Schweiz und das angrenzende Prättigau, nach Westen auf die drei Türme, nach Nordwesten auf die Zimba mit dem dahinter liegenden Bodensee und nach Osten in die Verwallgruppe genießen.

Der Abstieg erscheint uns nach den Strapazen des Aufstiegs zunächst kinderleicht und erholsam. Doch an einer extrem steilen Stelle am Ende des Rachen erscheint uns der Abstieg mit Schneeschuhen zu mühsam und wir rutschen rund 50 Meter auf dem Hosenboden das Steilstück hinab. Soweit noch recht spaßig. Weiter bergab hatten wir schon beim Aufstieg unsere Mühe, doch am späten Nachmittag ist die kurvige, steile Engstelle in den Latschen von wagemutigen Skifahrern glattgefahren und vereist. Wir trauen uns nur noch langsam rückwärts gehend hinunter. Ein Kraftakt. Hinter uns kommt eine Gruppe von Ski- und Snowboardfahrern und wir beobachten bewundernd wie diese wagemutig dort runterbrettern, wo wir uns Schritt für Schritt abgemüht haben. Als wir diese Stelle erleichtert gemeistert haben, steht uns die letzte sportliche Prüfung des Tages bevor: der Wiederaufstieg durch den Porzalengawald zur Lindauer Hütte. Eine heiße Dusche nach diesem langen Tag war nun in greifbarer Nähe, doch leider blieb das Wasser kalt und die Dusche war eine extrem erfrischende Abkühlung vor dem verdienten Abendessen mit anschließendem „Tarantel Tango“ und „Mäxchen“.

Nach der anstrengenden Tour auf die Sulzfluh waren wir uns am Abend einig, dass wir es am nächsten Tag ruhiger angehen wollten. Zudem war für Sonntag Föhnsturm angesagt und wir wollten unsere Flugfähigkeiten nicht auf einem Berggrat testen. Somit entschieden wir uns für eine vergleichsweise gemütliche Tour durch den Öfatobel hinauf zum Öfapass (2291m). Vom Sturm wurden wir regelrecht bergauf geweht, während wir bergab immer wieder Pausen einlegen mussten, um heftige Böen mit dem Rücken gegen den Wind gerichtet an uns vorbei ziehen zu lassen. Während wir dem Sturm am Boden trotzten, kreiste ein Steinadler weit über unseren Köpfen durch die Lüfte. Wir wurden zum Glück nicht vom Winde verweht und kamen zur Mittagszeit gut durchlüftet zur Lindauer Hütte zurück.

Zum vergnüglichen Abschluss unseres Wanderwochenendes liehen wir uns an der Lindauer Hütte Rodel für die Talabfahrt. So glitten wir in Windeseile ins Tal, bis der Schnee immer sulziger wurde und der Rodelparkplatz das Ende des verschneiten Weges markierte.

Statistik:

Aufstieg zur Lindauer Hütte: K1, T1, 700hm, 7km, 2,5h

Lindauer Hütte – Sulzfluh u. retour: K3, K3, 1200hm, 8km, 7h

Lindauer Hütte – Öfapass und retour: K1, T2, 550hm, 3h

Autor: Mirko Gutemann