Freitag, 20. September ist es soweit. Bei guter Wetterprognose für diesen Tag starten wir früh morgens zum Wanderwochenende nach Salecina
Salecina, ein Ferien- und Bildungszentrum, das seit 1972 in Gästeselbstverwaltung funktioniert. Wir treffen eine große Gemeinschaft an, mit ca. 30 Personen, gleichgesinnter, offener und kommunikativer Freigeister an, ganz im Sinne des Gründerehepaares Amalie und Theo Pinkus. Alle Anwesenden tragen zum Zusammenleben bei und erledigen die täglich anfallenden Arbeiten, wie putzen und kochen. Ein Kraftort auf dem Malojapass umgeben von hohen Bergen, die der Künstler Giovanni Segantini im 19. Jh. vielfach in seinen Bildern festhielt.
Kurz nach Ankunft im Oberengadin begaben sich Gudrun, Hanswilly, Manuel, Margot, Paula unter der sehr kompetenten Bergführung von Ulrike Fina von Gizycki auf den Rundwanderweg über den Lägh de Cavloc, Motta Salacina zurück über die Staumauer Orden zu unserer Unterkunft.
Talaufwärts gelangt man nach ca. 3 km zum ruhig gelegenen Bergsee Lägh de Cavloc mit Einkehrmöglichkeit. Der folgende steile Aufstieg lässt den Blick übers Val Forno schweifen, ein meist von Säumern und Schmugglern benutzter Weg. Darüber informieren Infotafeln unterwegs. Mit zunehmender Höhe erreichen wir Zirbenwälder (Arven), die zum Sammeln der Arvenzapfen einladen, deren Duft den Motten lästig ist. Dem Panoramaweg folgend, dabei den Pass dal Caval fast unbemerkt überschreitend, erreichen wir den höchsten Punkt Motta Salacina mit 2100 m. Hier nun wurden wir bei klarem, sonnigem Wetter mit einer prächtigen Sicht auf die Oberengadiner Seenwelt und auch ins Bergelltal belohnt. Danach geht es steil bergab über die imposant hohe Staumauer zu unserem Quartier. Hier erfreut uns die warme Dusche, denn mittlerweile ist die Temperatur kräftig gesunken. Ein wunderbares Abendessen, Abspüldienst und die Planung für den nächsten Tag führten zu der nötigen Bettschwere.
Frühstück vorbereiten, frühstücken und auf gehts zum Lunghin See. Bei gemischtem Wetter, teils Sonne teils Wolken, aber trocken, führt der Weg von Salecina über Maloja hoch zum Lunghin See in Richtung Europäischer Wasserscheide. Der steile Aufstieg führt entlang der Eva de Lunghin, die kaskadenartig in die Tiefe stürzt, später zum Inn wird und in die Donau fließt. Serpentinenartig führt der Weg weiter hinauf auf eine Ebene, die bereits eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge des Engadins und des Bergells bietet. Der imposante Piz Lunghin erstrahlt mit seinen 2780m majestätisch im Sonnenschein. Kurz danach erreichen wir, umgeben von ein paar Schneefeldern, den Lägh dal Lunghin, auf 2485m, wo wir uns ca. 15 – 20 Minuten stärken und unseren mitgebrachten Mittagsproviant im schönen Licht genießen. Dort am See treffen wir auf italienische Wanderer. Nach einem Gruppenfoto setzen wir unserer Wanderung mit Paula voraus fort und gelangen bald auf einen sehr schönen Höhenweg, teilweise mit ausgesetzten Stellen und Felsstufen geht es allmählich hinunter zu Grünmatten zum Plaun Grand auf 2312m. Bald blicken wir auf einer Höhe von 2100m hinunter auf das eingebettete Bergdorf Grevasalvas. Nach einem steilen Abschnitt sind war dann in diesem herrlich verwinkelten Bergdorf angekommen und halten die Eindrücke mit ein paar Fotos fest. Nun ist der Silser See schon bald wieder in greifbarer Nähe.
Mit einer Punktlandung erwischen wir den Bus, der uns ein kurzes Stück nach Maloja bringt. Wir nehmen die herrlichen Erinnerungen dieser eindrucksvollen Wanderung mit nach Salecina und freuen uns alle nach etwas Erholung auf das Abendessen: mit frischen gemischten Salat, Kürbissuppe mit Kürbisstücken, Kartoffeln, Zucchini, Sellerie gedünsteten Zwiebeln und einem sehr leckeren Tiramisu werden wir verwöhnt.
Der Abend findet seinen Abschluss im „Kinosaal“, wo wir uns einen interessanten Dokumentationsfilm über Segantini, dem regionalen bekannten Maler, der am Ende des 19. Jhd. lebte und von den Bergen des Bergells und des Engadins fasziniert war.
3. Tag von Stampa über Soglio nach Castasegna
Der Postbus bringt uns, in vielen steilen Kehren den Malojapass hinunter, ins Bergell nach Stampa. Dort führt eine schmale Straße schließlich auf einen engen Pfad durch den Wald der sich zunehmend erweitert und über breite Steinstufen stetig nach oben führt. Am Ende des Aufstiegs lichtet sich der Wald und gibt einen fantastischen Blick ins tiefe Tal und die Berge, z. B. Pizzo Badile, frei. Ein sich ständig änderndes Panorama öffnet sich kinematographisch durch die Wolken, die immer wieder unterschiedliche und neue Ansichten frei geben. Über Weiden erreichen wir schließlich die ersten Häuser von Soglio, einem wunderschönen, einsamen Bergdorf. Der Weg hinunter nach Castasegna führt uns wechselweise über kurze Abschnitte auf der Hauptstraße, schmalen Pfaden durch Wald und Flur und einer Schotterstraße, die durch einen Tunnel unter dem Wasserfall hindurchführt.
Auf dem Weg nach unten durchqueren wir den Kastanienwald von Brentan. Die über und über voll hängenden Bäume mit den begehrten Früchten, die allerdings noch nicht reif waren, haben den Überschuss schon mal abgeworfen. In Castasegna, auch ein schöner Ort mit anderem Flair und etwas lebendiger als Soglio, nehmen wir wieder den Bus nach Maloja und treten schließlich die Heimreise an. Gegen 19.30 erreichen wir Überlingen mit schönen, nachhaltigen Eindrücken und einigen Erfahrungen reicher.
Schön wars!
Margot und Manuel